Chinchi haben
wir im November 1992 im Zoofachgeschäft gekauft. Er war damals
ca. 3 Monate alt und ein ganz wilder Bursche und er wollte mit
Sicherheit nicht in diese winzige Pappschachtel hinein. Er bekam
von uns (wegen falscher Beratung) einen viel zu kleinen Käfig
(Kaninchenkäfig). Schnell merkten wir aber, dass das so nicht
geht und er bekam ein größeres Zuhause (Standardchinchillakäfig).
Beim ersten Freilauf auf der Couch dachten wir nicht, dass er
jemals von dieser springen könnte. Dies sollte sich allerdings
am nächsten Tag ändern. Luftsprünge bis zur Türklinke,
Drehungen in der Luft und Weitsprünge quer durch das Zimmer
gehörten ab jetzt zum täglichen Auslaufprogramm.
Chinchis
Worte: "Ich war mein ganzes Leben lang der absolute Star,
ob im Urlaub bei Oma oder zur Urlaubspflege im Zoogeschäft.
Im Zooladen sorgte ich täglich für den "Frühsport"
der Angestellten, denen ich trotz Schloss an meinem Heim entkam.
Meistens fanden sie mich bei den Meerschweinchen wieder, die fand
ich am besten in diesem langweiligen Laden. Bei meinen Futtergebern
zu Hause gelangen mir auch einige Fluchtversuche aus meinem Käfig,
die Wohnung sah dann zwar aus wie nach einem Erdbeben, inklusive
der Palmen, aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Zumindest
bis ich erwischt wurde. Dummerweise wurde aus diesem Grund ein
ausbruchsicherer Chinchillakäfig gekauft. Der allerdings,
zugegebener Weise, sehr luxuriös ausgestattet war. Ich konnte
allerdings weiterhin Herzattacken bei meinen Rosinengebern auslösen,
z.B. war ich schon immer Spitze beim Todstellen oder es wurde
wegen mir zwei mal die Schrankwand abgebaut, wo ich doch nur in
Ruhe Tapete fressen wollte und auch von allein wieder rausgekommen
wäre. Aber irgendwann hatten sie sich auch daran gewöhnt.
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Jetzt noch
zu ein paar Wesenmerkmalen von mir. Eigentlich war ich ein ganz
lieber Bursche, nur Anfassen lassen mochte ich mich nicht so gern,
zumindest nicht lange. Auf den Schoß kam ich ganz gern,
natürlich freiwillig, auf Markenjeans habe ich nämlich
am liebsten gekackt. Superwirksam war auch mein "ich hab
doch gar nichts gemacht" Blick, den hatte ich echt drauf.
Es gab aber auch Dinge die ich absolut nicht ausstehen konnte,
z.B. wenn jemand über mich lachte, da hätte ich echt
ausflippen können, doch ein gezielter Sprung auf den Lachenden
brachte diesen zum Schweigen. Oder wenn ich etwas nicht bekommen
sollte, was ich doch so gern haben wollte, dann konnte es schon
mal passieren, das eine kleine Pfütze auf dem Teppich bzw.
der Couch entstand (aber nur dann). Und wenn die dann mit saubermachen
beschäftigt waren, habe ich es mir einfach gemopst und bin
damit abgehauen. Schlecht war nur, wenn es ein Bleistift war,
dann habe ich bei der Flucht verräterische Spuren hinterlassen
und sie haben mir dann meine Beute wieder weggenommen. Wenn mir
irgendwann mal etwas im Wege war, dann habe ich es mit Hilfe meiner
gelenkigen Vorderpfoten einfach weggeräumt, egal was es war
(Fotos, CDs, Geld, Rommékarten usw.). Am liebsten gegessen
habe ich, wenn meine Zweibeiner gegessen haben, dafür bin
ich sogar morgens um fünf Uhr mit aufgestanden. Wenn es nach
mir gegangen wäre, hätte ich nur von Rosinen, Nüssen,
Marzipan, Nutella und anderen Süßigkeiten leben können.
Aber da hatten die Zweibeiner was dagegen.
Insgesamt
gingen 1 Schrankwand, diverse Schallplatten und Videocovers,
Bücher, ganz viel Tapete, Gardienen, Kabel und diverse
Kleinigkeiten auf mein Konto. Meine zwei verrückten Zweibeiner
müssen mich einfach lieben."
Nach einem
kleinen Unfall, bei dem er sich am Bein verletzte, bekam er
von einem "sehr fähigen Tierarzt" eine zu hoch
dosierte Antibiotikaspritze. Von da an verweigerte er jegliche
Nahrungsaufnahme. Trotz Zwangsernährung mit einem Spezialbrei
und ständigen Besuchen bei einem anderen Tierarzt, der
wirklich alles versuchte, haben wir ihn am 31.3.1997 von seinem
Leiden erlöst.
Dies war die schwerste Entscheidung
in unserem Leben. Wir werden unseren Chinchi nie vergessen.
Er fehlt uns.
Mona und Andre
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